Februar 2020
Sicherheitsabstand auch in Thüringen
Wer hätte gedacht, dass ein Virus den sehnlichsten Wunsch des amerikanischen Präsidenten erfüllen könnte? Chinas Produktion ist durch den Eingriff harscher Quarantäne Maßnahmen eingebrochen. Kann sich Trump nun die Hände in Unschuld reiben? Apropos: Wohl eher waschen und anschließend desinfizieren? Die Antwort fällt weit steriler für alle nationalen Freudentaumel aus: Der Virus reist mit uns, mit unseren Fahrzeugen und mit unseren Gütern um den Globus. Städte und ganze Regionen erfahren den Ausnahmezustand der Abschottung und Kontrolle. Ein harter Schlag ins Kontor globalisierter Gesellschaften, die der Zirkulation bedürfen. Schon jetzt mangelt es an der Zulieferung aus Chinas Fabriken.
Wer nach den Erkrankten als nächster leidet, ist die uns bekannte Freiheit. Die Pandemie schränkt uns ein, ermutigt zu ausufernden staatlichen Überwachung uns führt zur Distanzierung. Mal geschieht es im eigenen Keller, hinter einer Wand von Hamsterkäufen, mal hinter einer dünnen Schutzmaske, immer mit einem argwöhnischen Blick auf unseren Nächsten. Führt der Virus also die Entfremdung, den Zweifel, die Abgrenzung mit sich?
Auch in Erfurt hat eine Maladie das Parlament auf kaltem Fuße erwischt: Die AfD wählt neuerdings ihre Kontrahenten und sorgt mit Kalkül für Fieberschübe in den Reihen der Überrumpelten. Es bleibt zu hoffen, dass weder Covid-19 noch der Rechtspopulismus die Menschen dieser Republik gegeneinander aufwiegelt. Eine schleunige Genesung und Immunisierung muss geschehen. Reichte es nicht, dass der Hass in Hanau tötete? Reicht es nicht, dass Migranten an Griechenlands und Bulgariens Grenzzäunen im Elend frieren und ausharren müssen? Masken und Desinfektionsmittel sind jedenfalls knapp geworden.