Juli 2017
Helmut Kohl + Homo-Ehe + g20
Was hätte er wohl zu all diesem Tohuwabohu gesagt? Der in sich gefasste Einigungsvater der geistig-moralischen Wende hätte es sicherlich nicht gut geheißen: Die Hamburger Innenstadt in ein wüstes Schlachtfeld zu verwandeln, gefangen zwischen vermummtem Vandalismus und gepanzerter Sicherheit. Während ein egomanischer Präsidentenmagnat mit seinem Erzfeind aus Moskau - wahlweise auch seinem Herzensbruder im Wolfspelz; man weiß es nicht so genau - die Welt mit höchst intimen Glaubensweisheiten auf deutlich zu kurz geratenen Beinen außer Atem versetzt. In seinen Augen wohl alles ziemlich würdelos und wenig staatsmännisch. Mit dem Ende von Bonn und der gefühlten Atempause im Krieg der Weltmächte kamen die Früchtchen und das maßlose Berlin der hippen Hinterhof-Limonaden, das keine Schlafenszeit kennt.
Hat sich das Land gewandelt? Ja, vorbei ist die unschuldige Zeit, als brillentragende Birnen und Kohlköpfe ausreichen konnten, um den satirischen Angriff auf die Würde eines Bundeskanzlers zu provozieren. Wir erinnern uns genau: 1986 berichtete das Wochenmagazin STERN von unserer Schaufensterinnovation, die damals eine Anzeige nach sich zog. Heute möchten wir der Frucht, dem Gemüse und dem Landesvater gedenken. Vergeben und vergessen seien die vergangenen Sticheleien. Heute können alle einen grünen Daumen haben: Ob Mann und Mann, Frau und Frau, Frau und Mann, Mann und Frau. Es gibt zum Glück genug anzupacken in diesem Garten. Die Wende ist vollbracht.